Sonntag, 12. April 2009

Family Affair

Familienfeiern können so schön sein... müssen sie aber nicht. Gestern aber schon so ein kleines Highlight. Erst meine Oma abgeholt, dann vier Dörfer weiter ins "Deutsche Haus". Hach ja, auf dem Land, da haben die Gaststätten noch ordentliche Namen! Auf dem Weg dahin über die Dorfjugend lustig gemacht... sorry, aber ich bin teilweise sehr, sehr froh, ein Stadtkind zu sein. Ungefähr drei Vierteln der Leute da siehst du einfach an, dass sie tumbe Trottel sind.

Am "Deutschen Haus" angekommen, ab in den Saal. Dort mischten sich mehr oder weniger stilsicher ca. 80 Jahre alte Fotografien mit "OPEN"-Leuchtreklamen, Uhren der Marke "Vom Kaiser empfohlen" mit solchen "Kei' Sau würd' die Kaufen". Erstmal zu meiner Tante aus den USA gestellt - ein Glück, denn schon nach drei Minuten der erste Knaller: Irgendjemand, keine Ahnung wer sie war, aber natürlich kannte sie mich, als ich noch sooooo klein war (und man ihr gesagt hatte, wessen Sohn ich bin), stellte Gernot vor: "Ich hab jetzt auch einen Freund". Ich muss zugeben, ich gucke noch immer etwas komisch, wenn Leute über 70 nicht verheiratet oder wenigstens verwitwet sind, sondern "einen Freund" haben. Auf jeden Fall versuchte der nun, sein Englisch im Gespräch mit meiner Tante, die übrigens auch ganz normal Deutsch spricht, aufzupolieren. "Änd Dillenburg, it häs ä paddner siddy in ingländ!" Na dann: Sänk ju for se Informäschn.

Nachdem ich mir einen strategisch guten Platz in Büffet-Nähe gesichert hatte, hab' ich mich ein bisschen mit dem Sohn meiner Cousine, der neben mir saß, unterhalten. Knallerstory: In seiner Parallelklasse auf der Realschule ist eine 15-Jährige, bereits einmal Mutter ("Und dann sagen die auch noch, das wäre ein Wunschkind gewesen! Die haben das schon öfters versucht, und dabei ist die schon mit 14 schwanger geworden"), momentan auf der Jagd nach dem zweiten Kind (!!!), aber offensichtlich nicht allzu helle, weil: "Die hatte irgendwann jetzt einen Freund auf der Hauptschule. Da hat die einfach ein paar Wochen lang nur noch Sechsen geschrieben, um zu dem auf die Hauptschule geschickt zu werden."

Weiteres Highlight: Der Alleinunterhalter, der technisch keiner war, weil neben ihm noch ein nicht zu hörender Gitarrist stand. Der "verzückte" uns nicht nur mit einigen "fetzigen" Hits, sondern irgendwann auch mit der Ansage "SounjetzabamaalleuffdieTanzfläsche". Denn: Er hatte gehört, dass das Lied, was nun kam, bei den jungen Leuten "voll angesagt" wäre. Er spielte dann irgendeinen grauenhaften Schlager, in dem es darum ging, dass man wie ein Flieger fliegt und wie ein Tiger tigt... ääh... stark ist. Für mich war das zu viel, spätestens als danach noch "Ein Stern" gespielt wurde, habe ich mir draußen die wunderbare Dorfarchitektur der näheren Umgebung angesehen. Habe mir aber sagen lassen, dass der Song ein Karnevalshit sein soll. Vielleicht war das seine Rache dafür, dass ich nach den ersten zwei Liedern (Orginaltext: "Ich hab Migräne / weil ich mich sehne") ein bisschen unnatürlich enthusiastisch geklatscht habe, was auffiel...

Aber auch meine Oma war wiedermal ein Knaller. Nach dem dritten Gläschen Wein gings los: "Und die, die hat ihren Mann und ihre Kinder sitzen lassen. Was'n das für ein Verhalten? So geht's doch nicht!" "Oma, das mag ja sein... aber die sitzt nur zwei Plätze neben dir, psscht..." Kurz darauf: Der ganze Saal still, "Hermann, ich möchte dir nun ein Gedicht vortragen" vom Freund aus dem Taubenzüchterverein. Nur meine Oma: "Boah, dann mach doch hin, mein Jung." Typ fängt an, meine Oma: "Mhm, jaja, mhm, ach was, mhm..." genial. Ich wundere mich nicht, woher meine Mama und meine Schwester das Pöbel-Gen her haben.

Ich dagegen musste mich irgendwann mit den Kindern eines meiner anderen Cousins beschäftigen, 4 und 2 Jahre alt. Aber mach einer Vierjährigen mal klar, dass du nicht so lange rennen kannst, mit ihr auf deinem Rücken, wenn sie dir, dank ihrer kurzen Ärmchen, ihre Fäuste genau auf den Kehlkopf drückt... jedenfalls war ich nach zwei Stunden ordentlich fertig.

Später dann nochmal am Haarlem gewesen, Bodo (ein weiterer Blogleser - I'm getting popular, bitches!), Lukas, Uli und Chrisse (total voll) getroffen. Nochmal unten gewesen, aber war eher so chillig. Irgendwann dann totmüde ins Bett. Wie gesagt: Familienfeiern können so schön sein: Aber nicht schöner als der Schlaf danach.

Damit wünsche ich euch allen abschließend frohe Ostern, und ich hoffe ihr seid genauso gespannt darauf, ob der Jan heute einen Blogtext abliefert, wie ich...

2 Kommentare:

  1. Dein Schwesterchen12. April 2009 um 14:44

    Du hast den super genialen Sketch von unserer Cousine vergessen!

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  2. Bin ich auch ein "tumber Trottel" weil ich vom Dorf komme :-(

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